Geoinformation

Rückblick HSR Geoinformationstag 2017 / UNIGIS-Tag Schweiz

Digitalisierung in Raum und Landschaft - Stand der Zukunft in Raumentwicklung und Landschaftsarchitektur

Digitalisierung führt dazu, dass althergebrachte Logiken auf den Kopf gestellt werden können und einzelne Akteure innert kurzer Zeit meinungs- und marktbeherrschend werden. Firmen wie Airbnb oder oBike sind prominente Beispiele wie bestehende Steuerungsmechanismen der Städte und Gemeinden auf den Kopf gestellt bzw. unterlaufen werden. Auch Amazon ist ein solches Beispiel, denn der Konzern dreht den Standortwettbewerb um und lässt Städte und Gemeinden sich für neue Unternehmensstandorte bewerben. Es sind momentan zuvorderst Unternehmen, die die Digitalisierung prägen hingegen Gesellschaft oder Politik reagieren mehr als dass sie gestalten, so Quintessenz des HSR Geoinformationstags 2017, der am 05.10.2017 im Forschungszentrum der HSR stattfand.

Dirk Engelke: Einführung Digitalisierung in Raum und Landschaft
Franz-Reinhard Habbel: Die Ausdehnung des öffentlichen Raumes durch die Digitalisierung
Roman Seiler: Digitale Werkzeuge - Effizientere Prozesse? Regelbasierter Entwurf in 3D
Roger Bräm: Geodesign:Visualisieren von Aushandlungsprozessen am Beispiel neuer Hochspannungsleitungen
Claudio Büchel: Auswirkungen der Digitalisierung auf Planung und Entwurf im Bereich Verkehr
Josef Strobl: Die physische und virtuelle Welt verbinden - das ideas:lab in Salzburg
Dirk Engelke: Wissen ist Macht - Verfügbarkeit von Geoinformation
Vanessa Stieger, Marc Vögele: Digitale Planungs- und Bauabläufe in der Landschaftsarchitektur
Daniel Patrick Politze: Digitalisierung und Innovation
Hans-Michael Schmitt: Laudatio
EDC GIS-Award der HSR Preisträger Paavo Schöb
Impressionen Themen-Parcours
Impressionen Themen-Parcours
Impressionen Themen-Parcours
Impressionen Themen-Parcours

Als Einstieg in den Geoinformationstag zeigte Franz-Reinhard Habbel (Deutscher Städte- und Gemeindebund) auf, wie die Megatrends Globalisierung und Digitalisierung konkret das Handeln in Städten und Gemeinden prägen. Er sei aber überzeugt, so Habbel, „die Zukunft wird lokal gemacht“. Dieses Phänomen der dominierenden Rahmenbedingungen wie Globalisierung oder Digitalisierung und der Fähigkeit lokal Antworten darauf zu finden, bezeichnete er mit einer neuen Wortschöpfung als „Glodigalisierung“.

Nach dieser Keynote zeigten dann acht Referenten aus unterschiedlichen Fachbereichen auf, wie sich die Digitalisierung auf Raum und Landschaft schon heute auswirkt.

Dass ein breiter werdendes Datenangebot für Planung und Entwurf im digitalen Zeitalter genutzt werden kann, um auch anders zu entwerfen zeigten Roman Seiler (Seiler&Seiler) mit 3D-Planungswerkzeugen für einen regelbasierten Entwurf auf. Oder Roger Bräm (HSR), der präsentierte wie eine Trassenplanung mit einem Geodesign-Ansatz begleitet werden kann und die unterschiedlichen Bewertungen von Raumwiderständen visualisiert werden können. Claudio Büchel (HSR) führte den rund 40 Teilnehmenden des Geoinformationstags am Beispiel der Verkehrslenkung in der Elena Road vor Augen, wie notwendig eine gleichwertige Implementierung solcher Massnahmen in der realen und der digitalen Welt ist.

Wie Vermittlung und Support von komplexen Prozessen geleistet werden kann, veranschaulichte Josef Strobl (UNIGIS Salzburg) am Beispiel des ideas:lab in Salzburg. In diesem Zusammenhang betonte Dirk Engelke (HSR, geodata4edu.ch) in seinem Vortrag, dass Digitalisierung auch bedeutet, mit Informationen aus teilweise deutlich unterschiedlichen Datenquellen und -gualitäten die Nutzung von Städten und Gemeinden zu steuern und dies sei – mindestens einmal für die Raumplanung – Neuland.

Das Digitalisierung auch bestehende Einzelprozesse zusammenführt demonstrierten Vanessa Stieger und Marc Vögele (HSR) am Beispiel eines digitalen Projektierungs- und Umsetzungsablaufs. Wie typisch dies für Produkte und Produktion der Digitalisierung ist verdeutlichte Daniel Politze vom DigiLab (HSR) im letzten Vortrag vor dem Themen-Parcours. Aus Sicht der Innovationsforschung sei eine stärkere Vernetzung ebenso gefordert wie die Adaptierbarkeit von Lösungen, denn sowohl die Geschwindigkeit der Prozesse als auch die Unsicherheiten in den Annahmen nehmen zu.

 

Im Anschluss an die Impulsvorträge und die vertieften Diskussionen im Themen-Parcours wurde erstmalig der EDC GIS-Award der HSR verliehen. Mit diesem von der Esri Inc. gestifteten Preis würdigt die HSR beispielgebende Arbeiten von Studierenden und fördert die Anwendung von Geoinformation in den Studienangeboten der HSR. Als erster Preisträger wurde die Bachelorarbeit von Paavo Schöb mit dem Thema „Erneuerbare Energien im Agglomerationspark Limmattal – verträglich mit einer nachhaltigen Landschaftsentwicklung?“ ausgezeichnet. In seiner Laudatio würdigt Hans-Michael Schmitt, dass "Paavo Schöb sich mit der Arbeit an ein bisher eher am Rand stehendes Thema in der Landschaftsarchitektur wagt – obwohl der Zuwachs an Erneuerbaren Energien sicher die Landschaftsentwicklung als Raumanspruch ebenfalls beeinflussen wird“. Der Laudator stellte den Mut von Paavo Schöb heraus, dass er sich eigenständig an das Thema Geodaten und GIS innerhalb einer Bachelorarbeit im Fachbereich Landschaftsarchitektur herangewagt habe – und auf verständliche und anschauliche Art und Weise bewältigt hat.